Gerhard Pfister liest: „Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger” von Pirmin Hotz
Die Gier und die Herde
Wie viel Wahrheit vertragen Anleger? Ein Buch, in dem unverständliche Finanzprodukte und wolkige Renditeversprechen hinterfragt werden.
Die Wahrheit sei konkret, meinte Bertolt Brecht, die Wahrheit sei dem Menschen zumutbar, schrieb die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Die Wahrheit muss konkret und zumutbar sein, wenn es um erfolgreiche Anlagepolitik geht. Hier ist die Wahrheit zudem noch einfacher, als den Kunden meistens gesagt wird. Pirmin Hotz zeigt auf, wie es anders geht – und erfolgreicher für den Kunden.
Gier und Herdentrieb führen dazu, dass Anlagekonstrukte umso gefragter sind, je unverständlicher sie daherkommen und je wolkiger ihre Renditeversprechen sind. Kaum jemand aber hat den Mut, dies den Anlegern auch klarzumachen. Einer der wenigen ist Pirmin Hotz. Er kann sich die Wahrheit leisten. Denn seine Erfahrung und seine Erfolge für seine Kunden machen ihn glaubwürdig und vor allem unabhängig. Wer immer schon vermutet hat, dass manche Anlageprodukte nicht den Investor reicher machen, sondern nur denjenigen, der die Produkte verkauft, wird hier verstehen, warum seine Vermutung zutrifft. Und wird sich überlegen, ob er oder sie nicht einige Anlageentscheide revidieren sollte.
Hotz beschreibt verständlich, klar und lesenswert eine Anlagewelt, die ein Haifischbecken ist, in dem es von Zockern, Blendern und Abkassierern wimmelt. Sie agieren auf dem Buckel und zulasten der «Kunden», die gar nicht mitbekommen, dass sie keine Kunden sind, sondern eher grosszügige Mäzene wider Willen zulasten ihres eigenen Vermögens. Hotz bringt in sein Buch seine langjährigen Erfahrungen als Anleger ein. Er scheut sich nicht, auch zuzugeben, wenn er falsche Entscheide getroffen hat. Als Jugendlicher fiel er mit seiner allerersten Aktie (Eastman Kodak) ziemlich auf die Nase. Aber er zog seine Lehren daraus.
Fundiert und einleuchtend zeigt Hotz auf, dass Aktien die langfristig mit Abstand attraktivste Anlagekategorie darstellen. Denn Unternehmen repräsentieren Realkapital, und Investoren profitieren von der Produktivität erfolgreicher Geschäftsmodelle. Im Gegenzug hält der Autor nichts von kurzfristigen Börsenprognosen. So entlarvt er auch manche in der Branche bekannten Gurus des Untergangs, die sich primär damit profilieren, permanent einen Crash vorauszusagen. Der wird naturgemäss selbstverständlich irgendeinmal eintreffen, wenn man nur lange genug darauf gewartet hat.
Das Buch ist ein Heilmittel des klaren Denkens, des einfachen und gesunden Menschenverstands und der Ethik eines professionellen Anlegers, dem der Kunde so wichtig ist, dass er diesem Wahrheiten zumutet.
Obwohl das Bundesgericht seit seinem ersten Urteil im Jahr 2006 mehrfach entschieden hat, dass Kick Backs respektive sogenannte Retrozessionen dem Kunden gehören, werden diese verpönten Gebühren nach wie vor in Milliardenhöhe vereinnahmt. Heute steht einfach in den Allgemeinen Depotbestimmungen der Depotbank, dass solche verdeckten Kommissionen, die bis zu 2 Prozent betragen können, einkassiert werden. Die meisten Anlegerinnen und Anleger dürften sich kaum bewusst sein, dass sie auf diese Weise über den Tisch gezogen werden. Wer liest schon das Kleingedruckte dieser „Beipackzettel“?
Extern
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