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«Anleger sollten keine Schulden haben»

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NZZ am Sonntag: Was sind die häufigsten Fragen, die Sie von Ihren Kunden zu hören bekommen?
Pirmin Hotz: In erster Linie wollen die Kunden wissen, ob ihre liquiden Vermögenswerte bei ihrer Depotbank gefährdet sind. Aufgrund der extrem angespannten Marktsituation interessiert unsere Anleger auch, welche Anlagekategorien sich in ausserordentlichen Börsenkrisenbewähren.

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Was antworten Sie Ihren Kunden?
Die Anleger müssen wissen, dass panikartige und prozyklische Aktien-verkäufe nicht ratsam sind. Aktien sind Realwerte und haben, ganz im Unterschied zu Obligationen und kurzfristigen Geldanlagen, auch die grossen Krisen wie die Depression der dreissiger Jahre und die beiden Weltkriege überstanden. Wichtig ist, dass die Anleger wenig oder keine Schulden haben sowie über eine gute Qualität und Diversifikation der Vermögenswerte verfügen.

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Wie sieht denn heute bei Ihnen die Aufteilung der Anlageklassen für Anleger mit mittlerer Risikofähigkeit und längerfristigem Anlagehorizont aus?
Unser Kunde mit mittlerer Risikofähigkeit ist mit 40 Prozent in Aktien und mit 50 Prozent in erstklassigen Obligationen investiert. Die liquiden Mittel betragen schliesslich maximal 10 Prozent des Depotwerts.

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Wie stark haben Sie die Aktien reduziert, und was ist die Strategie heute?
Die Aktienquote eines Kunden mit mittlerer Risikofähigkeit hat sich im Laufe der letzten 12 Monate von 50 Prozent auf 40 Prozent reduziert. Nach einer Beruhigung der Finanzmärkte werden wir diese Quote frühzeitig und antizyklisch auf 50 Prozent erhöhen.

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Setzen Sie auch alternative Anlagen wie Hedge-Funds und strukturierte Produkte ein?
Unsere Anlagephilosophie verbietet uns den Kauf all dieser Anlagen. Wir bevorzugen transparente, liquide und qualitativ erstklassige Direktanlagen, die auch kosteneffizient sind. Wir sind überzeugt, dass in den alternativen Anlagen wie Hedge-Funds und Private Equity noch viel heisse Luft steckt. Strukturierte Produkte sind massiv überschätzte Risikobomben, was Anleger spätestens mit dem Kollaps von Lehman Brothers schmerzlich erfahren mussten.

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Was halten Sie von Anlagen in Gold?
Gold hat sich als Kategorie für langfristige Anlagen nicht bewährt. Die historische Performance ist miserabel. Selbst in der derzeit dramatischen Finanzkrise ist die Wertentwicklung von Gold ziemlich enttäuschend. Wenn Anleger einige Goldmünzen in einen Safe legen, ist dagegen nichts einzuwenden.

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Man spricht meist über Aktien, aber nicht über Obligationen. Was ist Ihre Bond-Strategie?
Absolute Priorität hat die Qualität beziehungsweise die Bonität der Emittenten. Bei uns gilt der Grundsatz: Sicherheit vor Rendite. Obligationen, die in der gegenwärtigen Krise diesen Anforderungen nicht mehr genügen, werden konsequent überprüft und gegebenenfalls veräussert. Das Investieren in Obligationen ist deutlich anspruchsvoller geworden.

Interview: Fritz Pfiffner


5. Oktober 2008

Autoren

PRIMIN HOTZ
ist Gründer der Dr. Pirmin Hotz Vermögensverwaltungen in Baar. Die Firma hat 12 Mitarbeiter und betreut Private und Pensionskassen. Bei Hotz stiegen die verwalteten Vermögen um 12%.


Kategorien
  • Alternative Anlagen
  • Diversifikation
  • Antizyklisch
  • Direktanlagen und Transparenz
  • Langfristig