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Anleger brauchen keine Hedge Funds

Hedge Funds sind häufig intransparente und viel zu teure Instrumente, die vor allem ihren Anbietern Nutzen bringen. Allein schon die Illiquidität der Anlagen ist ein erhebliches Risiko.

Aufgrund anhaltend niedriger oder sogar negativer Zinsen überdenken viele private und institutionelle Investoren ihre Anlagestruktur. Da besonders qualitativ erstklassige Unternehmens- und Staatsanleihen derzeit keine Rendite mehr abwerfen und im Fall von Zinssteigerungen sogar Kursverluste drohen, werden sie veräussert. Pensionskassen, die eine jährliche Sollrendite von zwischen 2 und 4% zu erwirtschaften haben, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen, stehen unter besonderem Druck. In der Folge ist zu beobachten, dass die frei werdenden Gelder zunehmend in alternative Anlagen wie etwa Hedge Funds investiert werden. Banken, die unter dem Druck rückläufigen Ertrags leiden, sind besonders prädestiniert, ihren Kunden die hochmargigen Produkte mit raffinierten Verkaufsargumenten schmackhaft zu machen. Auf den ersten Blick wirken diese zwar überzeugend, auf den zweiten Blick entpuppen sie sich jedoch als dreifache «Ente».

Falsche Versprechen

Erstens werben die Anbieter von Hedge Funds mit dem Argument, diese würden auf lange Sicht, ähnlich wie Aktien, eine überragende jährliche Rendite von 5 bis 7% abwerfen. Diese Aussage widerspricht den Tatsachen. Fälschlicherweise berufen sich Anbieter regelmässig auf die Rendite-berechnung des HFRI-Index (Hedge Fund Research), der für den Zeitraum 1990 bis 2016 und in der Referenzwährung Franken tatsächlich eine Durchschnittsrendite von rund 5% suggeriert. Jeder Experte weiss allerdings, dass es sich in den HFRI gar nicht investieren lässt und er durch horrende Verzerrungen wie den Survivorship Bias – rund 20% aller Hedge Funds werden jährlich aufgrund ihrer Erfolglosigkeit liquidiert, ohne dass die Ergebnisse korrekt in die Indexberechnung einfliessen – in keiner Weise ein realistisches Bild der Branche abgibt. Der um diese Verzerrungen weitestgehend bereinigte Index ist der HFRX Global HF Index (Franken), in den Anleger tatsächlich investieren können. Seine Daten liegen allerdings erst ab dem Jahr 2000 vor. Die jährliche Rendite für den verfügbaren Zeitraum von 2000 bis 2016 beträgt 0,2%. Das ist eine realistische Rendite (notabene vor Kosten), die mit Hedge Funds im Durchschnitt zu erreichen ist. Im Vergleich dazu beträgt die jährliche Rendite eines gemischten Portfolios aus 40% Aktien und 60% Obligationen (Pictet BVG 40 Index) für dieselbe Periode, die von zwei monumentalen Börseneinbrüchen geprägt ist, respektable 3%.

«Beim Verkauf von Hedge Funds wird auch geschwindelt, wenn es um die Darstellung der Risiken geht.»

Zweitens wird beim Verkauf von Hedge Funds auch geschwindelt, wenn es um die Darstellung der Risiken geht. So wird behauptet, dass das Risiko von Hedge Funds, gemessen als Volatilität, nicht mehr als etwa 5% betrage. Das ist kaum mehr als das Risiko von Anleihen, aber massiv weniger als das Risiko von Aktien, das üblicherweise mit rund 18% errechnet wird. Schlicht falsch und irreführend ist eine solche Aussage, weil die Messung von Schwankungsrisiken bei Hedge Funds definitionsgemäss keinen Sinn ergibt. Viele Strategien in diesem Geschäft sind typischerweise äusserst illiquide, und ihre Anlagen werden demnach nicht marktgerecht an einer Börse gehandelt. Wenn es aber keinen Marktpreis für eine Anlage gibt, dann kann es auch keine Schwankungen der Marktpreise geben. Die Funds-Preise werden sodann oft von den Anbietern selbst in Form einer rein buchhalterischen Grösse (Net Asset Value) festgelegt. Die daraus abgeleitete, künstlich niedrig errechnete Volatilität ist dann nicht etwa Ausfluss geringer Risiken, sondern eines schlicht nicht existierenden Marktes. Das ist etwa so, wie wenn man sich eine teure Armbanduhr kauft, sie über Jahre in der privaten Buchhaltung mit dem Einstandswert bewertet und sich einbildet, der potenzielle Verkaufswert würde keinen Wertschwankungen unterliegen. Wie hoch die Risiken von illiquiden Hedge Funds in Krisen sind, in denen die Anleger verkaufen wollen, wissen wir spätestens seit der Finanzkrise von 2007/08. Viele Funds mussten geschlossen werden, weil die Anlagen für lange Zeit gar nicht mehr veräusserbar waren. Es ist deshalb kaum ein Zufall, dass prominente und höchst professionell agierende institutionelle Investoren wie die staatliche kalifornische Pensionskasse Calpers, der norwegische Staatsfonds oder auch die Beamtenversicherungskasse des Kantons Zürich BVK vollständig auf Hedge Funds verzichten oder nach ungünstigen Erfahrungen daraus ausgestiegen sind.

«Viele einst hochgelobte Renditeartisten sind kollabiert und ihre Funds vom Erdboden verschwunden.»

Drittens überschätzen die selbsternannten Gurus von Hedge Funds ihre Prognosefähigkeit systematisch. So versprechen sie gebetsmühlenartig den Traum jedes Anlegers, in jeder Marktphase eine positive Rendite zu erwirtschaften. Schaut man sich aber den Erfolgsausweis vieler Hedge Funds an, die das stete Ziel einer absoluten Rendite verfolgen, so entpuppt sich der Traum vielmehr als Trauma. Viele der einst hochgelobten Renditeartisten sind kollabiert und ihre Funds vom Erdboden verschwunden. Experten mit kritischem Sach- und Praxisverstand wissen deshalb längst, dass es in liquiden und damit effizienten Märkten schlicht eine Illusion ist, die Kursentwicklung von Aktien und Devisen oder die Entwicklung der Zinsen für die kommenden Monate vorauszusagen. Und in nicht liquiden Märkten, in denen sich Hedge Funds oft bewegen, ist – neben geplatzten Renditeträumen – allein schon die Illiquidität der Anlagen ein nicht zu unterschätzendes Risiko, das in keiner Volatilitätszahl zum Ausdruck kommt.

Auch Buffett verzichtet

Selbst der legendäre Investor Warren Buffett durchlebt Aktienbaissen. Würde es die Gurus tatsächlich geben, die wissen, wann Hausse und Baisse stattfinden: Er würde sie sich sicherlich leisten wollen und auch können. Als schlauer Investor verzichtet Buffett jedoch auf jegliche Gurus und spart diese nutzlosen Kosten. Hedge Funds sind oft intransparente und viel zu teure Zockerinstrumente sowie eine Erfindung der Branche, um die eigenen Gebühren hochzuschrauben. Alle Fakten sprechen dafür, dass Investoren den vollmundigen Verkaufsversprechen der Anbieter mit Skepsis begegnen sollten und auch weiterhin keine Hedge Funds brauchen. Andernfalls sind die Enttäuschungen programmiert.


11. Februar 2017

Autoren

PIRMIN HOTZ
Inhaber von Dr. Pirmin Hotz Vermögensverwaltungen, Baar


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