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Die Flut hebt alle Boote
12. April 2021 | Thomas Hauser

Die Flut hebt alle Boote

Man liest derzeit vielerorts, Aktien seien teuer. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit, denn die Flut hebt alle Boote. Oder: Die massive Geldflutung der letzten Jahre macht(e) alle Anlagen teurer – auch Anleihen, Immobilien und anderes. Wo läge denn der Pegelstand des Vermögens ohne diese Flut?

Es geht nicht um eine Prognose, denn die Flut kann – wie Japan zeigt – lange anhalten, sondern um ein pragmatisches Erwartungs-Management: Welchen Teil des Vermögens sollte man im Sinne des vorsichtigen Planens als «temporäre» Wertschwankungsreserve betrachten? Man muss dafür abschätzen, wie viel Anlagen über einer normalen Bewertung liegen. Aktien: Das Verhältnis von Kurs- zu Buchwert liegt beim MSCI Welt Index rund 20% über dem Mittel der letzten 20 Jahre. Immobilien: Um das Agio, also den Aufschlag von Kurs- zu Buchwert, auf den Mittelwert seit 1990 zu drücken, müssten die Preise 15% nachgeben. Obligationen: Nur in den letzten 12 von 120 Jahre lagen die langen Zinsen unter 2%. Stiegen die Zinsen auf dieses Niveau, würde man mit Schweizer Obligationen im Mittel 15% verlieren. Was heisst das für Pensionskassen und Private? Mit der gegebenen Vermögensaufteilung gemäss Pensionskassenindex der Credit Suisse wäre der Vermögenspegel ohne Flut 17% tiefer; das entspricht ziemlich genau der aktuellen, durchschnittlichen Wertschwankungsreserve der privatrechtlichen Kassen. Nimmt man die Vermögensaufteilung der Privaten gemäss SNB Statistik, gemäss welcher Immobilienbesitz 50% und Aktien sowie andere Wertpapiere nur rund 12% des Bruttovermögens ausmachen, so sollte sich die durchschnittliche Person in der Schweiz 14% ihres Vermögens als «temporäre» und potentiell flüchtige Wertschwankungsreserve vorstellen.